April 1, 2022
Bau- und Gebäudeüberwachung entwickelt sich zunehmend zu einem dringend notwendigen Transparenzwerkzeug. Von der Planungs- und Realisierungsphase bis zum finalen Betrieb gibt es bei der Technischen Gebäudeausrüstung zahllose Beispiele, bei denen sich der Realbetrieb der Anlagentechnik unvorhergesehen verhält. Viel zu oft kommt es derzeit noch vor, dass Planungs-Soll und Betriebs-Ist sich stark unterscheiden. Grund genug für viele Ingenieurbüros das Technische Monitoring mit in das eigene Leistungsportfolio aufzunehmen und den Betreiber im Sinne eines transparenten Qualitätsmanagements bis zum erfolgreichen Betrieb zu begleiten. Für Ingenieurbüros bietet dieses Leistungsangebot die Chance zusätzliche Wertschöpfung zu generieren bei gleichzeitiger Qualitätssicherung der vom Errichter erbrachten Leistung.
Im Austausch mit verschiedenen Ingenieurbüros haben wir zentrale Probleme herausgearbeitet, denen sich Anbieter von Technischem Monitoring gegenübersehen.
· Geringe Speicherkapazität bei älteren Anlagen
Ältere, nicht vernetzte Anlagensysteme haben gelegentlich das Problem, dass die veralteten internen Speicherkapazitäten nicht darauf ausgelegt sind, große technische Datenmengen über längere Zeit bereitzustellen. Bei der oft immer komplexer werdenden technischen Gebäudetechnik kommt das Technische Monitoring dann an seine Grenzen, da einfach nicht ausreichend Daten zur Verfügung stehen.
· Daten sind angreifbar
Datenschutz ist bei der technischen Überwachung ein relevanter Faktor, denn im Grunde wird der Gebäudebetrieb damit komplett offengelegt. Durch die zunehmende Vernetzung der Gebäudetechnik entsteht ein hoher Datenfluss, der zwingend über sichere Systeme erfolgen muss. Ob hier der Datenaustausch via E-Mail ein probates Mittel ist, bleibt zu bezweifeln.
· CSV-Dateien erschweren den Datenimport
Beim klassischen Technischen Monitoring werden die Daten der einzelnen Anlagen als CSV-Dateien aufbereitet. Diese müssen einzeln in die Systeme übertragen werden, entweder manuell oder es müssen aufwändige Importfunktionen programmiert werden. Häufig wird das jedoch durch eine unterschiedliche Datenbasis mit verschiedenen Angaben zu Gebäude, Zeitraum, Gewerk, erschwert.
· Abhängigkeit vom Errichter
Nicht selten ist der Zugriff auf die Daten der einzelnen Gewerke auch vom jeweiligen Errichter, beispielsweise dem Gebäudeautomatisierer, abhängig. Es sind Absprachen und Treffen notwendig, die den Ablauf verzögern oder deren Lösungen zu empfindlichen Mehrkosten führen können.
· Probleme werden zu spät erkannt
Die Betrachtung von immer nur einem Datensatz sowie die manuelle Auswertung der erhobenen Anlagendaten können dazu führen, dass Probleme oder Fehlfunktionen beim Anlagenbetrieb nicht oder erst sehr spät erkannt werden. Ein frühes Eingreifen wäre hier notwendig, um schnell darauf reagieren zu können und hohe Kosten zu verhindern.
· Häufige Objektbesuche
Ein Aspekt, der vor allem bei älteren Bestandsgebäuden notwendig wird: Durch veraltete Gebäudetechnik und eine mangelnde Vernetzung wird es im Rahmen des Technischen Monitoring regelmäßig notwendig, zum Objekt zu fahren. So müssen die notwendigen Daten vor Ort extrahiert werden und können dann erst manuell analysiert werden. Diese Fahrten zum Objekt Kosten Zeit, Budget und nicht selten auch Nerven, wenn die Datenerfassung nicht läuft, wie geplant.
Die aufgeführten Probleme, die mit professionellem Technischem Monitoring einhergehen können, geben nur einen groben Überblick und dienen dazu, einen Eindruck zu verschaffen, womit es Ingenieurbüros hier zu tun haben. Aber kommen wir jetzt zum positiven Aspekt: Es gibt Möglichkeiten und Maßnahmen, die schnell und unkompliziert dafür sorgen können, dass diese Probleme verhindert werden. Heute möchten wir ein paar davon vorstellen.
Fest steht: Technisches Monitoring ist notwendig für einen effizienten Anlagenbetrieb und Ingenieurbüros können und wollen diese Leistung anbieten. Doch es gib ein großes Problem, das sich im Verlauf des Artikels deutlich herauskristallisiert hat: Wie komme ich als Ingenieurbüro an alle wichtigen Daten?
Das mühevolle, manuelle Daten erheben und auswerten ist keine gute Lösung. So viel dürfte bei allen klar sein, die ein solches Vorgehen verfolgen. Aber wie bereits angeteasert, geht es heutzutage mit digitalen Mitteln deutlich einfacher. Was braucht man also, damit das technische Monitoring einfacher und effizienter für Ingenieure wird?
Ein digitaler Zwilling repräsentiert ein reales Objekt in der digitalen Welt. Der Digital Twin eines Gebäudes bildet das Gebäude digital in Form von Daten und Algorithmen ab. Dieses Konzept hilft dabei, ein datenbasiertes Konzept des Gebäudes digital abrufen zu können.
Um die mühevolle manuelle Datenerhebung mit CSV-Dateien abzulösen sind zwei Dinge wichtig: Zum einen eine Vernetzung und Zusammenführung aller Daten in einen großen Data Lake, zum anderen der Zugang zu diesen gesammelten Daten, um das Technische Monitoring betreiben zu können. Das kann inzwischen sehr einfach Plug-and-Play organisiert werden. Dafür genügt ein kleiner Industrie-PC und ein Internetanschluss. Mit wenigen Handgriffen ist alles installiert und die Daten sind sicher im Netz verfügbar. Zum Abruf gibt es digitale Lösungen wie Cloud-Plattformen, die die Daten zudem über ein Web-Frontend einsehbar machen.
Um nicht regelmäßig wieder zum Objekt fahren zu müssen, braucht es eine Möglichkeit direkt remote Zugriff auf die Gebäudedaten bekommen zu können. Das kann über eben dieses webbasiertes Frontend ermöglicht werden. Alle Daten werden darin gespiegelt, historische Daten können angezeigt und in Zeitreihen visualisiert werden. Für diese Ansicht muss kein Projektbeauftragter mehr auf die Baustelle oder zum Gebäude fahren. Auch besteht dadurch keine Abhängigkeit mehr vom Betreiber oder Errichter. Einmal initialisiert, spart ein remote Zugriff also hohe Ressourcen ein.
Mit digitalen Mitteln kann eine visuelle Abbildung von relevanten Aspekten der GLT erstellt und mit den Gebäudedaten gefüttert werden. So wird beispielsweise auf einen Blick sichtbar, ob eine Anlage läuft oder nicht. Probleme im Anlagenbetrieb werden erkannt und können damit direkt behoben werden.
Die remote Datenerfassung für das technische Monitoring ermöglicht also einen schnellen, einfachen und risikofreien Projektabschluss. Doch auch danach kann die Betreuung weiter gehen. Durch die Arbeit mit digitalen Mitteln können Ingenieurbüros ohne großen Aufwand auch ein weiterführendes Cross-Selling-Angebot an ihre Kunden unterbreiten. Die regelmäßige Analyse der Gebäudedaten kann dann bequem über die Plattform erfolgen, ohne, dass weitere kostenintensive Maßnahmen dafür ergriffen werden müssen.
Die Ausführungen haben gezeigt, dass Technisches Monitoring mit verschiedenen Maßnahmen schon heute digitaler und einfacher geht. Wichtig ist in jedem Fall die Relevanz der Thematik einordnen zu können. Ein Plus an Digitalisierung im Monitoring-Prozess birgt für Ingenieurbüros erhebliche Mehrwerte
· Einfache Datenverfügbarkeit
· Geringerer Personaleinsatz
· Geringere Fahrtkosten
· Schneller zum erfolgreichen Projektabschluss
Dafür braucht es Akzeptanz in der Branche, sowie ein wenig Know-how im Umgang mit Softwarelösungen, Datensicherheit und Digitalisierungsprozessen. Doch der Output kann im Einzelfall enorm sein. Eine Überlegung ist dieser Weg auf jeden Fall wert.
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